Blog-Feature: Familienurlaub mit Tandem und Croozer

Route

Eine vierköpfige Familie hat einen 3-monatigen Familienurlaub mit Tandem und Croozer Kid Plus for 2 in Nordamerika verbracht - und dabei eine Strecke von 4300 Kilometern zurückgelegt. Ihre Reiseerinnerungen haben sie uns für Euch zur Verfügung gestellt - viel Spaß beim Lesen!

“Nach unserer ersten erfolgreichen Familien-Radreise, die wir während unserer Elternzeit mit unserer Tochter entlang der Pazifik Küste in den USA gemacht haben, haben wir lange überlegt, was wir in der zweiten Elternzeit mit unserem neuen Familienmitglied unternehmen wollen (und können).

Nach langer Überlegung war uns klar, dass wir wieder mit unserem Tandem und dem Anhänger von Croozer losfahren wollen. Die Strecke mussten wir uns aber gut überlegen, da wir steile Steigungen mit dem Gespann kaum noch bewältigen können. Flach sollte es werden und etwas Besonderes sein.

Nach vielen Überlegungen haben wir uns entschieden, erneut nach Nordamerika zu fliegen und dort 3 Monate entlang der Großen Seen zu fahren. Mit gut 4300 Kilometern geplanter Strecke, sollte es die längste Tour werden, die wir uns je zugetraut haben.

Das-gesamte-Reisegepaeck-hat-die-Familie-in-Packtaschen-und-im-Fahrradanhaenger-transportiert

Schon auf unserer ersten 2-monatigen Tour waren wir mit dem Hase „Pino“ und dem Croozer Kid Plus for 2 unterwegs gewesen. Trotz des großen Stauraums des Croozer Anhängers, war schon bei unserer ersten Tour mit nur einem Kind das Rad und der Anhänger komplett vollgepackt. Selbst der damals noch leere zweite Sitz war stets mit einer Tasche voller Essen belegt.
Wir mussten also eine neue Lösung finden, um mehr Gepäck zu transportieren, da ja nun unser Sohn auf dem zweiten Sitz mitfahren sollte und wir auch für ihn Kleidung und Campingausrüstung mitnehmen mussten.

Die Lösung, um mehr Gepäck mitzunehmen, war eine selbstgebaute Pritsche am Anhänger. Diese ermöglichte es uns, einen zusätzlichen Gepäcksack darauf zu transportieren. Diese Lösung ist zwar nicht alltagstauglich, da sie bei einem unbepackten Rad das Hinterrad aushebeln kann, doch mit unserem voll beladenen Tandem ist genügend Gewicht auf dem Hinterrad, um dieses zu verhindern.

3-Monate-durch-Nordamerika-mit-2-kleinen-Kindern-Fahrrad-und-Anhaenger

Im Juli 2017 ging es dann nach fast 2000 Trainingskilometern los: Geflogen sind wir nach Toronto, wo wir unser Tandem und den Anhänger direkt am Flughafen aufgebaut und mit unserem ganzen Gepäck bestückt haben und losgefahren sind.

Der-Croozer-Fahrradanhaenger-dient-im-Familienurlaub-auch-als-Schlafzimmer-fuer-die-Kinder

Das Abenteuer beginnt.

Nach einer anstrengenden Fahrt durch die Vororte von Toronto kommen wir erschöpft am Hotel an. Die ersten Steigungen in der Stadt waren schlimm und nur unter größter Anstrengung zu fahren. Wir hofften, dass es nur am Jetlag lag oder wir bald fitter werden.

Nach einem Tag Sightseeing zu Fuß durch Toronto geht es endlich los auf die geplante Radstrecke. Unser Gespann rollt die ersten Kilometer entlang des Lake Ontario. Von der gemütlichen Sonntags –Ausflugs-Tour verabschieden wir uns nach wenigen Kilometern, als wir das direkte Seeufer verlassen und durch die Wohngebiete in den Vororten der Stadt Hügel um Hügel erklimmen. Auch wenn es nur 5 %-ige Steigungen sind, haben wir fast das Gefühl, rückwärts den Berg herunter zu rollen. Das ständige Auf und Ab zehrt an unseren Kräften und wir sind froh, in den ersten Tagen nur jeweils 50 km fahren zu müssen. Wie wir später einmal 80 und mehr Tageskilometer bewältigen sollen, ist uns noch schleierhaft.
Entlang des Lake Ontario folgen wir dem gut ausgeschilderten Waterfront Trail (das ist der Rad Fernwanderweg, entlang der Großen Seen in Kanada), der die großen Hauptstraßen vermeidet und zumeist asphaltiert ist. Auch wenn es mal holprig wird, haben wir ein gutes Gefühl mit unserem Rad und unserem Anhänger, diese Strecken bewältigen zu können. Auch die Kinder scheinen von den kleinen Bodenunebenheiten nicht gestört zu werden.

Der-Fahrradanhaenger-der-Familie-wird-auf-ein-Auto-geladen

Nach zwei Wochen im Sattel hatten wir uns langsam an die Belastung gewöhnt.

Unser Gespann erweckt immer wieder große Aufmerksamkeit und wir werden immer wieder angesprochen, was wir vorhaben und wie lange wir schon unterwegs sind. Hin und wieder werden wir sogar beim Fahren angehalten damit man sich unser Gefährt anschauen kann.

Vor uns liegt nun das erste große Highlight der Tour, die Thousand Island Region. Doch hier gibt es auch das erste große Problem: Die 2 km lange Brücke über den St. Lorensz Strom ist für Radfahrer gesperrt. Nur auf dem Fußweg dürfte man das Rad schieben, doch dieser ist viel zu schmal für uns. Nach vielem Hin und Her mit dem Brückenpersonal bringt uns und ein Servicefahrzeug (Pickup) Huckepack über die Brücke. Glück gehabt! Denn die Alternative hätte einen Umweg von ca. 400 km bedeutet!

Durch-die-Thousands-Islands-Region-mit-Kind-und-Gepaeck-ohne-Auto-dafuer-mit-Fahrrad-und-Kinderanhaenger

Wir queren das erste Mal die Grenze zwischen Kanada und den USA und fahren nach Alexandria wo wir einen schönen Blick über die Thousand Islands Region genießen.

In den folgenden Tagen fahren wir gen Süden und verlassen das Seeufer, um einen Abstecher zu den Fingerlakes zu machen. Hier warten unzählige Wasserfälle und Schluchten auf uns. Vor allem wegen der Watkins Glen lohnt sich der hügelige Abstecher.

Als ein unerwartetes Highlight unserer Tour stellt sich die Schlucht vom Stony Brook State Park dar. Den Tipp, einen Abstecher dorthin zu machen, hatten wir ein paar Jahre zuvor bekommen und auf dieser Tour endlich einbauen können. Hier gefällt es uns so gut, dass wir einen Tag Pause einlegen, um uns die Schlucht in Ruhe anzuschauen.

Die-Familie-reist-mit-Tandem-und-Fahrradanhaenger-sogar-zu-den-Niagarafaellen

Auf dem Weg zu den Niagarafällen liegt nun noch der Letchworth Canyon. Dieser bildet mit mehreren Wasserfällen eine gewaltige Schlucht. Von dort aus hatten wir 2 Tagesetappen bis nach Buffalo geplant, jedoch eine ohne Campingplatz. In einem kleinen Ort versuchen wir eine Unterkunft, zu finden was uns leider nicht gelingt. Daher stellen wir unser Zelt in einer Parkanlage auf, was aber wohl verboten ist, wie uns die zuständigen Polizisten um 23 Uhr erklären…. Nach einer guten Stunde Diskussion dürfen wir aber doch bleiben, sollen jedoch morgens um 6:00 Uhr den Park verlassen haben.

Am Folgetag steht eine 80 km lange Etappe an und die ersten Kilometer sind extrem hügelig mit Anstiegen von bis zu 13%. Wir müssen oft schieben, da unser Gespann zu schwer ist, um diese Steigung fahren zu können. Das Schieben erfordert unseren vollen Einsatz…. noch steiler und wir kämen nicht einmal schiebend den Hügel hinauf… Zu unserem Glück mussten wir an diesem Tag so früh aufstehen, dass uns genügend Zeit blieb, um die 80-Kilometer-Etappe zu bewältigen.

In Buffalo überqueren wir erneut die Grenze und fahren zurück nach Kanada, um uns die Niagarafälle anzuschauen. Nach den letzten Wochen durch die ländliche Idylle kommen wir hier in den Touristentrubel. Mit dem voll bepackten Gespann fahren wir zu den tosenden Wasserfällen und mischen uns unter die tausenden von Touristen. Leider können wir tagsüber die Wasserfälle nicht so genießen, wie wir es uns vorgestellt haben, da wir ständig auf das Gepäck und die Kinder aufpassen müssen. Daher gehen wir abends ohne Gepäck nur mit den Kindern im Anhänger noch einmal zurück und genießen den Anblick der beleuchteten Wasserfälle!

Die-Familie-vor-einer-Skyline

Der zweite Teil der Reise führt uns entlang des Lake Erie, dessen Uferlinie wir bis Detroit folgen. Landschaftliche Höhepunkte sind auf diesem Streckenabschnitt nicht zu erwarten, aber wir finden viele kleine Strände und nette Orte wo wir uns wohl fühlen. Einziges Manko auf der Strecke ist der ständige und heftige Gegenwind!

Wir sind froh, als wir endlich in Windsor ankommen. Hier stehen wir erstmals vor einem unüberwindbaren Hindernis. Zwischen Windsor in Kanada und Detroit in den USA gibt es nur einen Tunnel und eine Brücke über den Fluss St. Clair River. Beides ist für Radfahrer gesperrt. Da der Fluss gleichzeitig auch die Grenze zwischen den Staaten darstellt, darf uns kein Servicewagen des Brückenpersonals auf die andere Seite des Flusses bringen. Die nächste Möglichkeit mit dem Rad den Fluss zu queren würde erneut einen Umweg von über 400 km bedeuten!

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Wir bekommen den Tipp mit einem Taxi die Grenze zu queren. Wir sind sehr skeptisch, ob wir mit unserem gesamten Gepäck inklusive Tandem und Fahrradanhänger in ein Taxi passen. Wir fragen einen Taxifahrer, der gar kein Problem darin sieht. Am nächsten Morgen zerlege ich das Rad und den Anhänger soweit es möglich ist. Dann lassen wir uns von einem Taxi am Motel abholen und über die Grenze bis zur Mietwagenstation am Flughafen von Detroit fahren.

Da wir vom Gegenwind der letzten 1500 km genug haben, fahren wir die landschaftlich nicht so sehenswerte Überlandstrecke zwischen Detroit und dem Lake Michigan mit dem Auto. Damit gewinnen wir ein paar Tage mehr Zeit, die wir für weitere Pausentage nutzen können, um uns nach anstrengenden Etappen zu regenerieren und zusätzliche Pausentage am Strand vom Lake Michigan zu verbringen.

In der Stadt Muskegon geben wir den Mietwagen zurück und bauen unser Fahrrad und den Anhänger wieder fahrbereit auf und verstauen unser Gepäck. Nach einer Stunde sind wir wieder bereit für den nächsten großen Streckenabschnitt. Die Kinder sind froh, wieder im Anhänger zu sitzen, da sie hier wohl mehr sehen.

Entlang des Lake Michigan geht es nun nordwärts. Obwohl wir etwa in der Mitte des Sees unsere Weiterfahrt beginnen, warten hier über 1000 km Strecke entlang des Sees auf uns. Unzählige schöne Strände säumen hier die Uferlinie. Wie wir es auch schon an den anderen Seen erlebt hatten, verläuft auch hier die Straße meist ohne direkten Blick auf den See. Schönen Ausblicke gibt es von Aussichtspunkten uns schönen Küstenorten. Diese anzufahren ist uns alle Anstrengung wert.

Entlang des Lake Michigan stehen viele Leuchttürme, die genau wie das nicht zu sehende andere Ufer dazu führen, dass man sich fühlt wie am Meer. Nur der Salzgeruch fehlt. Auch die Dünen türmen sich hier über hundert Meter hoch auf. Am Sleeping Bear Dunes National Lakshore lassen wir unser Gepäck am Parkeingang zurück, um eine Panoramarunde durch die Dünenlandschaft zu fahren. Mit unserem schweren Gepäck wäre das nicht möglich, da auch hier die Straße viel zu steil ist. Aber ohne Gepäck genießen wir die Ausblicke in vollen Zügen.

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Unsere Route führt uns zum Teil weiter über alte jetzt geteerte Bahntrassen, die als Radwege ausgewiesen sind. Dort genießen wir die Abwechslung zum Straßenalltag.

Das nächste große Hindernis ist die Mackinaw Bridge, eine 5 km lange Brücke die die Upper Peninsula und das Lower Michigan miteinander verbindet. Hier ist es überhaupt kein Problem, Radfahrer vom Brückenpersonal mit dem Auto über die Brücke zu transportieren. Allerdings benötigen wir für unsere Kinder Kindersitze. Diese sind nicht standardmäßig in den Shuttelfahrzeugen enthalten. Nach fast 1 ½ h haben die lieben Helfer vom Brückenpersonal aber privat Kindersitze organisiert und wir bekommen einen gemütlichen Transfer über die Brücke.

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Ein Besuch der historischen und autofreien Mackinac Island darf hier natürlich nicht fehlen. Hier fühlen wir uns das erste Mal so, als hätten wir doch nur wenig Gepäck dabei. Wenn man hier die Fahrräder sieht, mit denen das Gepäck der Hotelgäste transportiert wird, kommt uns unsere Beladung eher durchschnittlich vor.

Wir fahren weiter gen Westen um den Picktured Rocks National Lakeshore zu sehen. Nach dem sich das Wetter auf der Strecke dorthin enorm verschlechtert hatte und wir teilweise mit Handschuhen fahren mussten, freuen wir uns als am Ankunftstag dort fast 30 Grad herrschen.

Doch das soll sich schon am nächsten Tag ändern. Mit einem heftigen Sturm fällt die Temperatur wieder unter 10 Grad. Die Nachtemperaturen sogar auf fast Null Grad. Auf die geplante Schiffstour entlang der tollen Küstenlinie müssen wir 4 Tage warten, da die Wellen auf dem Lake Superior vom Sturm bis zu 3 Meter hoch sind.

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Doch das Warten lohnt sich. Die Felslandschaft ist atemberaubend schön und wirkt vom Wasser aus noch einmal viel schöner als vom Land aus.

Auf einer Nebenstrecke wollen wir entlang des Lake Superior zurück gen Osten fahren. Wir wissen, dass die Strecke für ca. 20 km nicht asphaltiert ist, müssen jedoch feststellen, dass wir den sandigen Untergrund unterschätzt haben. Mit dem Rad gibt es kein Weiterkommen. Zu unserem Glück hält ein Pickupfahrer an und fragt, ob er uns mitnehmen soll. Dankend nehmen wir auch diese Hilfe an.

In Sault St Marie queren wir ein letztes Mal die Grenze und fahren auf kanadischer Seite entlang des Lake Huron nach Toronto zurück. Trotz der stark befahrenen Straße, die hier lediglich einen geschotterten Seitenstreifen hat, bleibt uns meistens ausreichend Platz auf der Straße. Nur hin und wieder weichen wir vorsichtshalber auf den Schotter aus, um einem großen LKW Platz zu machen. Der Herbst hat die Wälder schon bunt gefärbt und versüßt uns die Tage, mit den nicht mehr sommerlichen Temperaturen.

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Weiter fahren wir über Manitulin Island, die noch einmal ein Höhepunkt der Tour darstellt. Die Landschaft aus Stein, kleinen Seen und bunten Wäldern gefällt uns gerade Ende September richtig gut. Mit der Fähre geht es zur Bruce Peninsula mit ihrem Nationalpark. Leider ist dieser nur für Wanderer erschlossen, so dass wir nur erahnen können, was wir uns leider als Radfahrer nicht anschauen können.

Dafür steigen die Temperaturen wieder und wir können noch einige Abende am Strand verbringen. Das Wasser in den geschützten Buchten ist noch recht warm so dass auch die Kinder mit ins Wasser können. Zum Abschluss der Tour gönnen wir uns noch einen Tag Pause am Wasaga Beach, einem der längsten Sandstrände an einem Süßwassersee.
Nach 4650 km Radstrecke gelangen wir nach 89 Tagen zurück nach Toronto. Bis auf einen geplatzten Reifen hat das Material gehalten. Das Hase Pino und der Croozer Anhänger haben wieder einmal gute Dienste geleistet und den Extremeinsatz gut überstanden.

Mit vielen tollen Begegnungen und schönen Erinnerungen wird die Tour für uns unvergesslich. Und bestimmt wird es nicht die letzte Tour unseres Pinoquartetts gewesen sein.

Dieser Reisebericht stellt lediglich eine kurze Übersicht unserer 3-monatigen Radreise mit Croozer Anhänger entlang der großen Seen in Nordamerika da. Detailliertere Beschreibungen unserer Erlebnisse und der einzelnen Tagesetappen finden Interessierte in unserem Reiseblog: www.pinoquartett.wordpress.com
Darüber hinaus haben wir noch einen Reiseblog zu unserer Tour entlang der Pazifikküste von Vancouver nach Los Angeles verfasst - dieser befindet sich ebenfalls auf unserer Website.”

Vielen herzlichen Dank an die vierköpfige Familie, die uns Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hat :)

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